Kritik vom Bauernverband
Beim Schweizer Bauernverband sind die Ankündigungen des Bundesrats auf scharfe Kritik gestossen. Die verabschiedeten Verordnungen würden massiv über das Ziel hinausschiessen und die unverhältnismässigen Massnahmen schwächten die einheimische Lebensmittelproduktion und damit die Versorgung der Bevölkerung, moniert der Baiermverband: «Während in Europa sogar bestehende Biodiversitätsförderflächen wieder zur Produktion von Lebensmittel genutzt werden sollen, will die Schweizer Regierung nochmals 3,5 Prozent der besten Ackerböden aus der Produktion nehmen.» Auch bei der Reduktion der Nährstoffverluste verfolge der Bundesrat mit 20 Prozent völlig unrealistische Ziele. Diese Entscheide seien in keiner Art und Weise nachzuvollziehen, schreibt der Verband.
Kantone mit deutlicher Kritik
Update vom 21.4.22.: Auf wenig Anklang stösst der Bundesrats-Entscheid auch bei der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren (LDK). Die Massnahmen seien viel zu kompliziert und deren Wirksamkeit müsse in Frage gestellt werden, heisst es. Die von den Kantonen seit Jahren geforderte Vereinfachung der Agrarpolitik rücke in weite Ferne. Die LDK fordert den Bundesrat dazu auf, endlich zusammen mit den Kantonen und den Bauernfamilien die Zukunft der Landwirtschaft zu gestalten, heisst es in einer Mitteilung.
Wohlwollen bei WWF
Die Naturschutzorganisation WWF hingegen nahm die Ankündigungen des Bundesrats mehrheitlich wohlwollend zu Kenntnis. Die Zusagen für weniger Pestizide, mehr Biodiversität und 20 Prozent weniger Nährstoffe habe der Bundesrat bereits vor der Abstimmung zu den Pestizid-Initiativen gemacht und halte diese nun wenigstens teilweise ein. Mit der Reduktion der Pestizidrisiken und der Stickstoffüberschüsse schütze der Bundesrat die hiesige Produktionsgrundlage und somit auch die langfristige Ernährungssicherheit, liess WWF Schweiz verlauten. Dass die Umsetzung einiger Massnahmen auf 2024 verschoben würden, sei allerdings zu bedauern, heisst es weiter: «Schade, dass der Bundesrat in diesem Bereich den Mut verlassen hat.» Wichtig sei aber, dass die Entscheide gefällt worden seien.
Agrarallianz sieht Chance und Herausforderung
Der Bundesrat nehme die Chance wahr, einen grossen Schritt in Richtung nachhaltigere Landwirtschaft zu gehen, heisst es in einer Mitteilung der Agrarallianz. Die Regierung habe die im Abstimmungskampf zu den Agrarinitiativen gemachten Versprechen gehalten und ambitionierte Ziele formuliert. Die Chance sei eine grosse Herausforderung für die Land- und Ernährungswirtschaft und könne gemeinsam gepackt werden.